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Multifokales Elektroretinogramm

Das Ganzfeld-Elektroretinogramm (ERG) ist die wichtigste Untersuchung bei Verdacht auf eine vererbbare Netzhauterkrankung. Das ERG misst eine Summenantwort der gesamten Netzhaut. Wenn Erkrankungen der Netzhaut nur die Netzhautmitte (Makula, Stelle des schärfsten Sehens) betreffen, kann das ERG normal sein, da die Netzhautmitte nur einen Anteil von ca. 5% an der gesamten Netzhaut hat. Zur spezifischen Untersuchung der Makula ist daher ein multifokales Elektroretinogramm (mfERG) erforderlich.

Mit dem mfERG wird in ähnlicher Weise wie bei dem ERG die Netzhaut untersucht. Durch die besondere Form des Reizes beschränkt sich diese Untersuchung jedoch auf die Photorezeptoren und Bipolarzellen in der Makula. Da in der Makula von den Photorezeptoren vorwiegend Zapfen und kaum Stäbchen vorhanden sind, werden mit dem mfERG vorwiegend die Zapfen untersucht. Es werden die gleichen Elektroden wie beim ERG verwendet, und eine Erweiterung der Pupille ist ebenfalls sinnvoll. Daher darf im Anschluss an die Untersuchung kein Fahrzeug gefahren werden. Eine spezielle Anpassung an helles Licht ist jedoch nicht erforderlich. Es können beide Augen gleichzeitig untersucht werden, störungsfreier ist jedoch die getrennte Untersuchung. Die Untersuchung selbst dauert mit Vorbereitung und bei getrennter Untersuchung beider Augen ca. 30 Minuten.

Im Gegensatz zum ERG wird kein Ganzfeld zur Untersuchung verwendet. Stattdessen schaut der Patient auf einen Computermonitor, auf dem ein Reizfeld dargeboten wird, das aus vielen (je nach Untersuchung 61-103, selten mehr) kleinen aneinandergrenzenden Sechsecken besteht. Diese Sechsecke sind entweder dunkel (schwarz) oder hell (weiß). Dabei sind immer ungefähr gleich viele Sechsecke schwarz oder weiß, so dass sich die Gesamthelligkeit des Reizfeldes nicht ändert. Während der Untersuchung wechselt jedes Sechseck in einer bestimmten, mathematisch festgelegten Reihenfolge (m-Sequenz) zwischen schwarz und weiß. Für den Patienten bedeutet das, dass er auf einen Monitor schaut, auf dem in einem Reizfeld ganz viele Sechsecke schnell und ohne erkennbare Ordnung zwischen schwarz und weiß wechseln. Damit jedes Sechseck immer von derselben Netzhautstelle in der Makula gesehen wird, ist es wesentlich, dass der Patient genau auf den auf dem Monitor dargebotenen Fixationspunkt schaut. Damit die Untersuchung nicht zu belastend ist, wird sie in meist 8 ca. 30-45 Sekunden dauernde Teilabschnitte unterteilt. War bei einem Teilabschnitt die Konzentration nicht ausreichend, braucht nur dieser Teilabschnitt wiederholt werden.

Da der Computer weiß, wann ein bestimmtes Sechseck weiß oder schwarz war, kann aus der abgeleiteten Kurve errechnet werden, wie viel von der über die Hornhautelektrode gemessenen Reizantwort von der durch dieses Sechseck belichteten Netzhautstelle stammt. Als Ergebnis des mfERG erhält man eine Karte, die für jedes der Sechsecke im Bereich der Makula die zugehörige Reizantwort darstellt.

Bei einer Makuladystrophie (z.B. M. Stargardt) sind vorwiegend die Reizantworten in der Mitte verändert, bei einer Zapfen- oder Zapfen-Stäbchendystrophie dagegen meist alle Reizantworten reduziert. Dagegen sind bei Erkrankungen, die zunächst die Stäbchen betreffen (z.B. Retinitis pigmentosa, Choroideremie), die Zapfen in der Makula oft noch erhalten, so dass nur im Zentrum messbare Reizantworten vorhanden sind.

Die Bedeutung des mfERG liegt darin, dass Funktionsstörungen der zentralen Netzhaut sehr früh erkannt werden können. Eine Früherkennung von Makulaerkrankungen ist teilweise schon möglich, bevor am Augenhintergrund sichtbare Veränderungen erkennbar sind. Dies ist z.B. bei Kindern wichtig, die Sehprobleme in der Schule entwickeln. Hier kann ein M. Stargardt die Ursache sein und mit dem mfERG entdeckt werden. Ebenso ist eine Früherkennung von Medikamentennebenwirkungen (z.B. Chloroquin) möglich. Bei anderen Makulaerkrankungen kann das mfERG zur Bestimmung des Grades der Funktionsstörung eingesetzt werden. Wenn allerdings eine Makulaerkrankung sehr weit fortgeschritten ist, wird das mfERG in der Regel keine zusätzliche hilfreiche Information mehr ergeben. Bei Retinitis pigmentosa können im mfERG noch Reizantworten vorhanden sein, wenn das ERG nicht mehr nachweisbar ist, so dass sich das mfERG dann zur Verlaufskontrolle anbietet. In gleicher Weise ist das mfERG für Therapiestudien geeignet, die speziell Auswirkungen auf die Makulafunktion haben.