Alphabetischer Index der Augenkrankheiten
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Lebersche hereditÀre Optikusneuropathie (LHON)
- Englisch: Leber hereditary optic neuropathy (LHON)
- HÀufigkeit: hÀufig
- Genetik:
- mitochondrial vererbt, es existieren vier hÀufigere Mutationen (np11778 (50-70%), np3460, np14484, np14498) sowie ein Reihe von Mutationen, die nur in einzelnen Familien beobachtet wurden
- aus noch unbekannten GrĂŒnden erkranken vorwiegend MĂ€nner
- Symptomatik:
- Bei MÀnnern kommt es in der Regel zu einer einseitigen, plötzlichen Visusminderung innerhalb ein bis weniger Tage, gefolgt von einer Visusminderung am anderen Auge innerhalb von Wochen bis wenigen Monaten
- Eine Funktionserholung ist selten
- Bei Frauen ist die Visusminderung nicht selten weniger ausgeprÀgt und der Verlauf kann langsamer sein
- Der Gipfel der Erkrankungsmanifestation liegt bei ca. 25 Jahren, wobei ein Auftreten von der 1. bis zur 6. Lebensdekade möglich ist
- Bei beiden Geschlechtern sind atypische VerlÀufe nicht selten, so dass bei unklarer Optikusatrophie differenzialdiagnostisch an eine LHON gedacht werden sollte
- Eine einseitige Manifestation kommt selten vor
- Morphologie:
- Ophthalmoskopie:
- Die Netzhaut ist in der Regel unauffÀllig
- Die Papille ist im akuten Stadium hÀufig hyperÀmisch und es können peripapillÀre Teleangiektasien bestehen
- Im SpÀtstadium meist vollstÀndige, seltener temporal begrenzte Optikusatrophie
- Funktionsdiagnostik:
- Visus: Meist erheblich reduziert (1/20-1/35)
- Farbensehen: ausgeprÀgte unspezifische Störungen
- Gesichtfeld: AusgeprÀgte zentrale Skotome
- ERG: normal
- Muster-VEP: in der Regel fĂŒr alle ReizmustergröĂen keine nachweisbaren Reizantworten
- Besonderheiten:
- Da Frauen aus noch unbekannten GrĂŒnden seltener erkranken als MĂ€nner, und da aufgrund der mitochondrialen Vererbung nur ĂŒber die Eizelle der Frau die verĂ€nderte DNA der Mitochondrien an alle Nachkommen weitergegeben wird, treten nicht selten EinzelfĂ€lle innerhalb einer Familie auf
- Der Konsum von Alkohol und Nikotin sind als mögliche exogene Ursachen in der Diskussion. Eine Vermeidung von Alkohol- und Nikotingenuss ist, solange keine eindeutigen Daten vorliegen und keine sichere Therapiemöglichkeit besteht, allen Risikopersonen (=MutationstrÀgern) zu empfehlen
aktualisiert: 2006-02-05
X-chromosomale Optikusatrophie
- HĂ€ufigkeit: extrem selten
- Genetik: chromosomale Lokalisation: OPA2
aktualisiert: 2006-02-05
HereditĂ€re Optikusatrophien im Ăberblick
- HereditÀre Optikusatrophien sind seltener als Netzhaut-Aderhautdystrophien
- Die hÀufigsten Formen sind die Leber'sche hereditÀre Optikusneuropathie und die autosomal dominante Optikusatrophie
- HereditĂ€re Optikusatrophien sind differenzialdiagnostisch von Bedeutung gegenĂŒber erworbenen Formen der Optikusatrophie (Glaukom, toxisch) und gegenĂŒber hereditĂ€ren Netzhaut-Aderhautdystrophien
- Bei vielen hereditÀren Netzhaut-Aderhautdystrophien kommt es zu atrophischen VerÀnderungen der Papille. Typisch ist eine wachsgelbe, blasse Papille bei Retinitis pigmentosa und eine temporale Papillenabblassung bei Zapfen- und Zapfen-StÀbchendystrophien
- Zur Differenzialdiagnose bei blassem Optikus ist ein ERG hilfreich: es ist pathologisch bei retinaler Ursache und normal bei Ursachen in den Ganglienzellen oder in der weiteren Sehbahn. Ein VEP dagegen kann bei schlechter Zapfenfunktion auch bei retinaler Ursache pathologisch sein und damit fĂ€lschlicherweise zur Diagnose Optikusatrophie fĂŒhren
- Eine Differenzierung zwischen der Leber\'schen hereditÀren Optikusneuropathie und der autosomal dominanten Optikusatrophie ist bei EinzelfÀllen je nach KrankheitsausprÀgung nur durch molekulargenetische Diagnostik möglich
aktualisiert: 2006-02-11